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Autoimmunerkrankungen und psychische Anteile. Teil 1

Ein Autoimmuner Bericht. Der lange Weg zur Diagnose. Rheumatische und weitere Autoimmunerkrankungen verursachen neben den krankheitstypischen Schüben und Bewegungseinschränkungen, oft auch psychische Probleme und Antriebsproblematiken.

Es gibt 80 - 100 verschiedene Autoimmun- Erkrankungen, mit unterschiedlichsten Beschwerdebildern. Frauen sind häufiger davon betroffen.
©Foto: Anja Bourgeois

Ein Autoimmuner Bericht. Der lange Weg zur Diagnose.

Im Jahr 2010/2011 hatte ich laut Blutbild das Eppstein-Bahr-Virus (EBV), das mich fast ein ganzes Jahr in eine innere und teils physische Starre verfallen ließ. Zuvor ging ich über 10 Jahre in meiner Freizeit zum Waldlaufen, und seit 5 Jahren regelmäßig zum Gerätetraining. Vielleicht war ich phasenweise übertrainiert zu der Zeit, zwar nicht in Form von übermäßig sichtbaren Muskeln, aber anhand meiner hohen Trainingsfrequenz. Ich trainierte 5-6 mal pro Woche, und am siebten Tag der Woche wäre ich am liebsten auch noch zum Training gegangen. Durch das Eppstein-Barr-Virus änderte sich schlagartig mein Bewegungsverhalten, ohne dass ich zunächst eine Ahnung hatte, wie ich in diesen Zustand geraten war.

Ein körperlähmendes Gefühl hatte sich eingestellt

Ein körperlähmendes Gefühl hatte sich eingestellt - mit einer normal vorkommenden Unlust sich zu bewegen, nicht mehr vergleichbar. Gelenke und Bewegungsapparat waren teils so stark beeinflusst, dass ich meiner Arbeit kaum nachgehen konnte. Ich schleppte mich durch meine Wohnung, und schaffte nach dem Aufstehen nur ein paar Meter, bis ich pausieren musste. Es fühlte sich an wie eine starke Virusgrippe, die ich anscheinend aus einem Urlaub mitgebracht hatte. Nach einer schönen Reise nach Malta, war ich mit Schüttelfrost heimgekehrt, und fühlte mich über Wochen so schlapp, dass ich irgendwann nicht mehr an eine lang anhaltende Grippe glauben konnte.

Meinem Körper hatte ich über Jahre viel zugemutet

 Ich wartete, weil ich zu der Zeit sehr viel gefeiert und auch Alkohol getrunken hatte, und ich es als eine Art Warnschuss meines Imunsystems empfand. Meinem Körper hatte ich über einige Jahre viel zugemutet:  auf größere Mengen Alkohol am Wochenende folgte auspowerndes Sportverhalten in der Woche. Ich bildete mir ein, den Körper damit zu entgiften, und betrieb eine Art Ablasshandel, so als könnte ich mich durch viele Sporteinheiten von den Folgen des ungesunden Lebensstils freikaufen.

Unnachgiebige Härte gegen den eigenen Körper

Einen Mischung aus schlechtem Gewissen und Bestrafung , die sich darin zeigte eine unnachgiebige  Härte gegen sich selbst und den ächzenden Körper zu zeigen. Das war keine gute Strategie, wie sich herausstellen sollte, doch mein damaliges Ich im Alter von 25 bis 30 Jahren, hatte das zunächst gut wegstecken können. Mental war ich stets gut aufgestellt, und Motivationsmangel kannte ich nicht, oder ließ es mir selber nicht durchgehen, wenn der Gedanke aufkam, das Training zu verschieben. Als ich die EBV-Diagnose und  den Hinweis bekam, ich würde  für mehrere Wochen auf Sport verzichten müssen, war ich fassungslos. Meine Taktung geriet völlig aus dem Rhythmus.

Was mit einem Eppstein-Bahr-Virus begann, geriet zum Phantom

6-8 Wochen nach der Diagnose war das EBV im Blut nicht mehr nachweisbar, die Symptome – die bleierne Körperschwere und ein blechern-tönender Husten-  waren geblieben. Zusätzlich traten beim Versuch zu laufen- an Laufsport war nicht zu denken- bis dahin nie dagewesene Beklemmungen im Thoraxbereich auf. Der monatelange Husten war so heftig, dass mein Zwerchfell schmerzte. Meine Lunge zeigte jedoch keinen auffälligen Befund. Der Husten war so laut und langanhaltend, dass ich irritierte Blicke auf mich zog.  

Ich denke, alle Ärzte die ich daraufhin aufsuchte, schienen eine psychosomatische Ursache ausgemacht zu haben oder zu vermuten. Ich machte mir schon Sorgen, dass meine Kranken-Akten mich als Doktor-Hopper entlarvten. Meine Krankheit hatte keinen Namen mehr und geriet zum Phantom.

Meine Sorge wuchs: Wurde ich langsam aber sicher zum Doktorhopper?

Rheumatologe, Internisten, Lungenfachärzte und Fachärzte der Kardiologie sowie Onkologie fanden keine verwertbaren Befunde, die zu meinen Symptomen passten. Ohne Befund, hieß es immerzu. Mein Herz war schwer wie aus Blei, es fühlte sich an wie ein Fremdkörper, und die familiäre Anamnese mit Herzinfarkten, Schlaganfällen und onkologischen Erkrankungen im Hintergrund, verunsicherte mich sehr und schlug mir deutlich auf’s Gemüt.

Fortsetzung folgt..