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Die Psyche bei Autoimmunerkrankungen: Ernährungsumstellung und Psychotherapie Teil1

Bausteine für eine gute Psyche bei Autoimmunerkrankungen: Ernährungsumstellung und therapeutische Maßnahmen neben der notwendigen ärztlichen Medikamentierung

Autoimmunerkrankungen gehören in erster Linie in fachärztliche Behandlung, und werden oft mit starken Medikamenten behandelt. Psychotherapeutische Unterstützung ist eine wichtige Ergänzung für den mentalen Zustand.

 

Fette Creme-Torten und autoimmun-krank, wie geht das zusammen?

Auf meinem Instagram Account und in einem früheren Blog habe ich häufig Rezepte und Pics mächtiger Sahne- und Cremetorten veröffentlicht, die zwar allesamt pflanzlich-vegan gefertigt wurden, jedoch nicht frei von Kohlenhydraten sind. Opulente Ersatzrezepte für Buttercremes und fluffige Biskuitböden, mit Massen süßer Zutaten. Die Rezepte stammen noch aus der Zeit vor meiner eigenen Erkrankung, die sich durch Ernährungsregulation und den Verzicht auf Alkohol, gut im Zaum halten lässt. Die neuerliche Rückmeldung einer Leserin machte mir noch einmal deutlich, mit welchen Einschränkungen betroffene  Autoimmunerkrankte leben. Besonders am Anfang, nach einer Diagnosestellung, ist der Umgang damit in mehrfacher Hinsicht erschwert. Fragen nach Behandlungsmöglichkeiten, Medikamentierung und Nebenwirkungen, der Mortalität und dem Ausmaß betroffener Gewebe, Gelenke und Organe, vereinnahmen und stressen die Betreffenden. Und Stress ist einer der Faktoren, die sich mit einer Autoimmundiagnose nicht im Positiven vereinbaren lässt.

Unzureichend geklärtes Erkrankungsbild und Ursachenzuschreibung

Für manche folgt auf die Diagnose eine mentale und physische Blockade. Die medizinische Perspektive, der momentan noch unzureichend geklärten Erkrankungen und deren Ursachenzuschreibung, lassen viele Patienten in gedankliche Negativspiralen eintauchen. Der Stress aufgrund der neuen Situation, gepaart mit physischer Bewegungsunfähigkeit und Vermeidungsverhalten mündet häufig reaktiv in depressiver Symptomatik, Anpassungsproblemen oder im Verlauf in einer Anpassungsstörung. Vorrangige Perspektive ist dann die Aussicht auf das, was alles (körperlich) nicht mehr funktioniert oder was laut eigener Recherche und Ratgebern nicht mehr gegessen werden darf.

Zucker ist wie Gift für die meisten Autoimmuner

Wenn Autoimmuner Zucker und Kohlenhydrate essen, dann kann es den Hormonhaushalt durcheinanderbringen und entzündliche Krankheitsschübe auslösen und verstärken. Die Hormone Insulin und Leptin spielen dabei eine entscheidende Rolle. Bei chronischem Entzündungsgeschehen des Körpers, entwickelt sich eine Resistenz der beiden Hormone. Das bedeutet für Autoimmunerkrankte, dass sie generell Probleme haben, Kohlenhydrate zu verstoffwechseln. Bei der Zufuhr von Kohlenhydraten steigt der Blutzuckerspiegel zunächst massiv an, bei sich anschließender Unterzuckerung aufgrund überschießender Insulinausschüttung. Bei der Hypoglykämie steigen dann die Anteile von Stresshormonen wie Cortisol  im unterzuckerten Stoffwechsel, und die Ausschüttung von Adrenalin kann zu aggressiven Tendenzen führen.

Der Körper im Kampf mit sich selbst

Stresshormone lösen schon bei gesunden Menschen Hautsymptomatiken aus. Im Fall eines Autoimmuners mit der Diagnose Lupus erythematodes, zeigen sich große schmetterlingsförmige Rotverfärbungen im Wangen und auch Nasenbereich, so dass die Entzündungsschübe sichtbar sind. Das selbstschädigende Verhalten des fehlgerichteten Körpers besteht darin, dass eigenes Gewebe bekämpft und zerstört wird. Dabei kann es sich um entzündliche Gesichtspartien oder im weiteren Verlauf um das Übergreifen auf organisches Gewebe und Funktionen handeln. Eine vergleichsweise  unsichtbare Autoimmunerkrankung wie das Hashimoto-Syndrom, ist ein unterbrochener Regelkreislauf und führt zu einer chronischen Entzündung der Schilddrüse. Durch fehlgeleitete Abläufe des Immunsystems, wird Schilddrüsengewebe zerstört. Neben der Einnahme von Medikamenten ist eine disziplinierte Nahrungsaufnahme, ein entscheidender Faktor für einen besseren Umgang mit Hashimoto und anderen Autoimmunkrankheitsbildern.

Jeder Organismus und jede Erkrankung ist eigenständig zu betrachten

Dabei gilt für jeden Organismus ein eigenes Limit schädlicher Ess-und Verhaltensweisen,  und es gibt diverse Bewältigungsmechanismen, die betroffene Menschen einsetzen. Mehrwöchige Nahrungs-Kuren bei rheumatischen Erkrankungen, können die Schmerzen eindämmen und sind konzeptionell keine undurchsichtige Wissenschaft: naturbelassenes, nicht-industrielles Essen, ein Verzicht auf fettreiche tierische Lebensmittel,  Obst und Gemüse verzehren, und ausreichendes Trinken von Wasser und (grünem) Tee. Manche Autoimmuner  verzichten komplett auf Zucker und auch nahezu vollständig auf Kohlenhydrate und Weizenmehl, andere nutzen Mehl aus Soja, Haselnüssen, Mandeln, Kokosnuss oder Leinsaat. Beim Süßen von Backwerk, ist das Verwenden getrockneter Früchte, wie Feigen und Aprikosen, eine mögliche Option. Für crunchiges Müsli und Powerriegel, in Verbindung mit Mandeln und Nüssen, können damit süße Snackalternativen entstehen. Ganz ehrlich: nicht jeder ist begeistert von solch dezenten Süßmethoden mit Früchten.

Vor- und Nachteile: Birkenzucker als alternative Süßmethode

Mithilfe von Birkenzucker, dem so genannten Xylit oder Xucker, bietet sich als Ersatz für üblichen Handelszucker eine identisch süße Zutat. Der Gehalt an Kohlehydraten ist bei Birkenzucker um rund 75 Prozent geringer, und hinsichtlich der Bewegungseinschränkungen mancher Betroffenen, hat der Stoff aus der Birkenrinde  40 Prozent weniger Kalorien als klassischer Haushaltszucker. Von übersteigertem Genuss ist jedoch abzuraten: um Blähungen und Unwohlsein zu vermeiden sollte täglich nicht mehr als 0,5 Gramm Xylit pro Kilogramm Körpergewichtkonsumiert werden. Zudem handelt es sich um ein industrielles Produkt. Um das Endprodukt, zu gewinnen, sind aufwendige chemische Verfahren notwendig, und manche Produkte stehen im Verdacht nicht aus Birkenrinde, sondern aus (genmanipuliertem) Mais zu bestehen.

Psychische „Nebenwirkungen“ bei chronischen Krankheiten

Neben der ganz praktischen Umstellung der Ernährung, ist die mentale Verfassung entscheidend. Komorbides Aufkommen bei chronischen Krankheiten sind depressive Verstimmungen und Anpassungsprobleme (an die Situation mit der diagnostizierten Erkrankung und jeweiligen Krankheitsverlauf und Prognose), sowie Ängste, Substanzen- und Medikamentenmissbräuche bis hin zu (para-)suizidalen Handlungen. Therapeutisch sind Verfahren wie die Lösungsfokussierte Kurzzeittherapie, auch SFBT genannt, sehr gut geeignet, dem Patienten mental in seiner zermürbenden Situation beizustehen.

SFBT: die Lösungsfokussierte Therapie schärft den Fokus auf die möglichst bessere Zukunft

Schmerzen, Zermürbung, Hoffnungslosigkeit und ein Gefühl von Unverstandensein, zeichnen im negativen Sinn den perfekten Boden für eine negative Zukunftsperspektive. Positives wird nicht mehr wahrgenommen, weil die intensive Beschäftigung mit den schlechten Lebensaspekten, den Blick darauf versperrt. Schmerzen und körperliche Veränderungen bestimmen den Tagesablauf und initiieren Vermeidungsverhalten.  Ängste versperren zudem, die umfassende Wahrnehmung, und sorgen dafür, dass Ausnahmen von der Schmerzsituation gar nicht erst entstehen können. In dem Zusammenhang ist die empfundene (negative) Gegenwart und die damit gleichgesetzte Zukunft, ein häufig durchlaufenes Hamsterrad: ich fühle mich mies, und in Zukunft wird das nicht besser sein. Lösungsfokussierung bedeutet hingegen, dass ich kleine Verbesserungen oder Ausnahmen der Vergangenheit oder Gegenwart herausfiltere, und mir für die Zukunft „mehr davon“ vornehme.

Keine Perspektive der Ignoranz oder Schönmalerei

Diese Perspektive soll keine Ignoranz oder Schönmalerei gegenüber der Krankheit darstellen. Je stärker eine Autoimmunerkrankung uns physisch im Griff hat, desto schwieriger ist es, die positiven Ausnahmen vom permanenten Krankheitsempfinden wahrzunehmen. Der Punkt ist jedoch, dass es mir bei großer körperlicher Einschränkung, nicht weiterhilft, diese widrige Situation immer wieder gedanklich durchzuspielen. Die wiederholte Problemanalyse hat keinen positiven Effekt auf mein Gesundheitsempfinden. Mit der Analyse früherer Lösungswege (in anderen widrigen Situationen), und der Ausrichtung auf Erhofftes, Zukünftiges, kann es gelingen, Areale im Gehirn zu beeinflussen, die für das Schmerzempfinden maßgeblich sind. Den Neurostoffwechsel und die Neuroplastizität, die Anpassungsfähigkeit von Hirnstrukturen, zu beeinflussen, ist dabei der entscheidende Faktor.

Fortsetzung folgt